Dank der Zusammenarbeit von beyond tellerrand und tollwerk fand am 25. Oktober die erste »border:none« im Rahmen der Nürnberg WebWeek statt. Die von den Organisatoren als »Mini-Konferenz« bezeichnete Veranstaltung stand ganz im Zeichen neuer Wege zur Nutzung, der Gestaltung und des Verständnisses dessen, was heute das Internet ist.
Die border:none fand in diesem Jahr zum ersten und direkt auch zum letzten Mal im Nürnberger Orpheum statt. Das ehemalige Kino steht derzeit noch leer, war zwischenzeitlich sogar mal ein Supermarkt und wird demnächst zu einem Restaurant werden. Schade eigentlich, denn das Eckgebäude hat der Veranstaltung gleich eine ganz besondere Atmosphäre verliehen.
Von CSS- zu Mobilfunktechnologie
Los ging es dann morgens direkt mit Andre Jay Meissner, der den Anwesenden einen Einblick in moderne CSS-Technologien gab. Er zeigte, wie man mit Hilfe von CSS-Regions Inhalte über frei definierbare Container-Elemente fließen lassen kann. Ist also beispielsweise Text zu lang für einen Container, wird er in dem nächsten zugewiesenen Container einfach fortgesetzt, statt abgeschnitten zu werden. Allen InDesign-Profis, die bei dieser Neuerung nur müde lächeln, legt Meissner dann auch gleich noch eine Software ans Herz, mit der man beinahe schon in InDesign-Manier Layouts entwickeln kann: Adobe Edge Reflow.
Alle Folien seines Vortrags, der neben Regions außerdem noch die Themen CSS-Blending und CSS-Shapes aufgriff, gibt es bei Slideshare.
Wer in das Thema noch tiefer einsteigen möchte, dem sei zudem Andy Clarkes Workshop »CSS3 & responsive design« (recap) empfohlen.
Einblicke in das Thema »Mobile web performace« gab Tobias Baldauf. Er erklärte welche Probleme es beim Internet per Mobilfunk bereits gibt, bevor überhaupt die erste Seite übertragen wird. Beispielsweise, dass bereits viel Zeit vergeht, bis ein Smartphone einen passenden Funkmasten gefunden und ihm vermittelt hat, was es eigentlich von ihm möchte.
Da die tatsächliche Performance einer Website in einem einfachen lokalen WLAN einer Agentur nicht getestet werden kann, hat Baldauf die Vor- und Nachteile von Hilfsmitteln wie »phantom.js« oder auch Googles www.webpagetest.org aufgezeigt.
Abschließend stellte Baldauf das Konzept »femtocell« vor, mit dem man sich seine eigene kleine Mobilfunkzelle einrichten kann. Die Slides dazu gibt es hier.
Das Internet ist kaputt
Kurz vor der Mittagspause legte Rodney Rehm den ca. 180 Besuchern näher, wie sie künftig mit dem kaputten Internet umgehen sollen. Denn quer durch alle Browser muss ein Entwickler mit unterschiedlichsten Verhaltensweisen zurecht kommen, obwohl alle eigentlich ein und dasselbe tun sollten.
Also lautete sein Rat an alle wie folgt:
«Check what browsers can do, not if your single page works in a certain browser.» #bono13
— Michael Ertel (@dynamic_art) October 25, 2013
Um nun ideal testen zu können, stellte Rehm www.firebase.com, www.browserstack.com und auch www.testthewebforward.org vor. Alle Tipps, wie man das Netz durch richtiges Testen weiter voranbringt, finden sich in seiner Präsentation.
Computer ≠ Computer
Ob wir das Rad neu erfinden müssten, fragte nach der Pause dann Vasilis von Gemert in seinem sehr kurzweiligen und unterhaltsamen Vortrag, der uns zeigte, wie in der Kunst flexible Oberflächen gestaltet werden und warum Theorien wie »Computer werden ausschließlich schneller« und »Bandbreite wird zukünftig immer größer« an der Realität vorbei gehen. Die Folien des Vortrags gibt es hier.
Einen eigenen Konferenztag hätte anschließend Vitaly Friedman mit seinem Thema füllen können und nicht nur technische Probleme ließen ihn in gewohnter Manier die Zeit überziehen. Mit gutem Grund: »resolution independence«, »compressive images«, »conditional loading«, »performance budget« und »optimistic interfaces« waren die Themen, die Friedman in seinen Vortrag packte. Oder sagen wir: es war der Teil seiner 142 Folien, für die er Zeit gefunden hat. Wer mehr über diese Themen wissen möchte, der googelt am besten oder arbeitet sich direkt durch die Folien.
Kurz vor Schluss beschäftigte Bastian Allgeier mit den aktuellen Entwicklungen rund um die NSA und damit, dass man sich seine Träume im Angesicht der permanenten Überwachung keinesfalls nehmen lassen darf.
Wie das aussehen kann, zeigte er anhand seines ganz eigenen Traums decentralize.it und erinnerte dabei, dass neue Technologien von niemandem akzeptiert werden, wenn sie nicht günstiger, einfacher, hübscher und angenehmer sind als das, was es bereits gibt.
Auch seinen Vortrag kann man noch einmal in Ruhe aufarbeiten und sich daran erinnern lassen, dass unsere verrückten Ideen von heute schon morgen Realität sein können.
Aggressive Enhancement
Den donnernden Abschluss des Tages setzte Jeremy Keith mit seinem Vortrag »The power of simplicity«. Er erinnerte die anwesenden Zuhörer, dass es im Internet zunächst einmal darum geht, Dinge zu teilen, zu finden, zu veröffentlichen oder zu kaufen. Erst wenn diese Möglichkeiten gegeben sind, kann damit begonnen werden, mit Hilfe von JavaScript und diverser Bibliotheken die Erscheinung des Angebots aufzuhübschen. Das Konzept »progressive enhancement« verdeutlicht er sehr schön mit dem berühmten Beispiel der Rolltreppe: Sollte einmal der Fall eintreten, dass eine Rolltreppe nicht ihrer Aufgabe nachkommen kann, etwa durch einen Stromausfall, kann sie aber dennoch benutzt werden. Denn dann wird aus der Rolltreppe einfach eine normale Treppe, die man – anders als einen Fahrstuhl – auch dann noch nutzen kann, um in ein anderes Stockwerk zu gelangen.
Genau mit diesem Ansatz muss auch an Webseiten heran gegangen werden.
Ein weiterer Vorteil dieser Herangehensweise ist dadurch auch der, dass jeder Browser, der irgendwann entwickelt werden wird, diese Webseite darstellen können wird. Denn was ältere Browser darstellen, stellen neue erst recht dar – und noch mehr. Wer also zukunftsorientiert arbeiten will, muss rückwärtskompatibel arbeiten. Dabei muss nicht jede Seite in allen Browsern gleich aussehen, denn Support bedeutet nicht automatisch Optimierung.
Die Folien gibt’s natürlich auch.
Die erste border:none war ein interessanter, voll gepackter Tag. Sicher war für jeden etwas dabei, auch wenn nicht jeder gleichermaßen mit allem etwas anfangen können musste. Die Tatsache, dass mancher Redner im Angesicht von 180 Besuchern mit seinem Englisch etwas ins Stolpern geriet, lässt sich verschmerzen – erst recht wenn man bedenkt, dass alle Redner sozusagen ehrenamtlich auftraten.
Daher möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal bei den Veranstaltern für diesen Tag bedanken und hoffe auf eine Fortsetzung im Jahr 2014!
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