Die 5. corporate identity conference präsentierte sich in diesem Jahr in strahlendem Gelb, passend zu dem doch ganz passablen Wetter. Nach der zügigen Registrierung durfte man sich über eine cxi-Tragetasche, kostenlose brandeins- und Gridmagazine freuen; auch ein Notizbuch mit Bleistift lag am Platz bereit. Frühstück war nicht nötig, denn es wurde nicht nur in Sachen CI aufgetischt. Ein umfangreiches Buffet war in jeder Pause gut gedeckt, ein Verhungern also ausgeschlossen. Durch die leichte Überbuchung war der Saal gut gefüllt. Die Tickets gingen zur einen Hälfte an Studenten, zur anderen an Profis.
Nach der Begrüßung von Prof. Dr. Gerhard Muth, Präsident der FH Mainz, sprach Prof. Dr. Petra Eisele, Professorin für Designgeschichte und -theorie der FH Mainz, über Moral und Ethik in der Gestaltung und warf eine interessante Frage in den Raum: »Wir gestalten Indentität, aber können wir Vertrauen gestalten?«
Ölkrise, Finanzkrise und Co berauben uns unseres Vertrauens und schon haben wir es mit einer riesigen Vertrauenskrise zu tun. In Bangladesch stürzen Firmen- gebäude ein. Haben wir dies unwissentlich unterstützt?
Mit der Offenlegung der Ressourcenbeschaffung und der Verbesserung der Produktionsbedingungen wollen Unternehmen wieder Vertrauen aufbauen. Marketingtrick oder ehrliche Absicht? Oft lässt sich das nur schwer sagen.
Der Trend zeigt eine Entwicklung hin zum Menschlichen und geht einher mit einer neuen »ökosozialen Verantwortung«.
Brot für die Welt | Factor Design
Großes Vertrauen und Verantwortung steckt auch in der Marke Brot für die Welt, die, vertreten durch Ingrid Junghans, zuständig für den Bereich Werbung, betreut durch Factor Design, über die Neuerungen im CD berichtet.
Mit mehr als 2000 Projekten jährlich herrscht dort ein reges Treiben. Das macht sich auch in der wirren Gestaltung sämtlicher Medien bemerkbar, wie Christian Prill von Factor Design mitteilte. Mit Interviews lotete man Stärken und Schwächen des Unternehmens aus. »Pfiffig« im Bezug auf das Plakat »Weniger ist leer« war eine der Aussagen. Im Gegensatz dazu stand der Ausspruch »aus den 70ern« in Bezug auf das braun-rote Logo.
Factor Design wertete aus und erstellte ein Profil mit den Eigenschaften »nah am Menschen« oder auch »seriös und bescheiden«. Der Fokus lag auf dem ursprünglichen Ziel der Ernährungssicherung. Für die Gestaltung stand fest: Brot für die Welt soll keine Moderne ausstrahlen, muss aber auf den neusten Stand gebracht werden. Mit der sanften Neuerung im Farbspekturm, einer positiven Bildwelt und der Verschmälerung des Logos im Duktus wurde das CD verheinheitlicht und die Ehrlichkeit erhalten.
Polaroid | Impossible
Etwas Unmögliches hat sich Dr. Florian Kaps, Gründer von Impossible zur Aufgabe gemacht: die Rückholung und Erhaltung der Polaroid-Filme für sämtliche, sich noch auf dem Markt befindlichen Sofortbildkameras. Nachdem Polaroid die Produktion eingestellt hatte, er aber um das Potential dieses analogen Materials wusste, konnte er mit viel Überredungskunst diese Firma mit ihren riesigen analogen Manschinen übernehmen. In einem kleinen Team wurde neues analoges Material entwickelt – zuerst nur sepiafarben, 2010 dann schon Farbfilme.
Wie kommuniziert man nun dieses unmögliche Unternehmen? Die Agentur Heine/Lenz/Zizka setzt sich damit seit etwa fünf Jahren auseinander und stellte sich am Anfang die Frage, was von der Marke Polaroid, auf die das Unternehmen aufbaut, übernommen werden und wo schließlich Impossible das Ruder übernehmen sollte.
hlz entwarf das Logo mit dem gespiegelten, unmöglichen p, entwickelte Produktfolder mit asymetrischem Falz. Eingereichte Polaroids wurden in Katalogen publiziert. Die Weiterentwicklung des Produkts ist also auch eine Zusammenarbeit mit dem Kunden, der die Einzigartigkeit eines Polaroids und dessen Moment der Entwicklung so schätzt wie der Gründer selbst. Man darf sich auf weitere Unmöglichkeiten freuen, so zum Beispiel auf eine Sofortbildkamera, die vom iPhone über das Pixellicht digitale Bilder analog werden lässt.
Linde Group | Peter Schmidt Group
Im Gegensatz zu diesem handfesten Produkt stehen die unsichtbaren Produkte der Linde Group, nämlich Gase für sämtliche industrielle Bereiche. 2006 stand bei Linde ein Mammutprojekt auf dem Plan: ein einheitliches CI für die Lindegroup zu entwickeln und auf alle Fimensitze in über 100 Ländern zu übertragen.
Das Unternehmen nahm sich die Peter Schmidt Group zur Hand, die unter anderem die Schrift Dax zur Linde Dax weiterentwickelten und so ein Schriftsystem entwarfen, das in allen Ländern funktioniert. Weiterhin wurden sämtliche Gastanks umgebrandet – allein in den USA wurden über 7000 Fahrzeuge neu beklebt. Ein Brandportal ermöglichte allen Außenstellen einen Zugriff auf Vorlagen und Medien im neuen CD.
Ein weiteres Ziel war die Sichtbarmachung der Gase. Hier hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Peter Schmidt Group eine neue Möglichkeit geschaffen, das flüchtige Produkt dem Kunden näher zu bringen. Eine durch aus Paramentern errechnete Darstellung, die die Eigenschaften der Gase in Bild und Ton wiederspiegelt, macht diese zu Persönlichkeiten.
Selux | StanHema
Die Produkte von Selux müssen nicht mehr sichtbar gemacht werden – aber die Marke. Der Vorstandsvorsitzende Klaus-Peter Siemssen, der 2010 in die AG eintrat, suchte nach ihr. Unsichtbar war sie nicht, nur sehr zurückhaltend. Dabei versteckt sich dahinter ein anspruchsvoller Anbieter von nachhaltigen Beleuchtungslösungen für Lichtgestalter. Durch die starke Kundenbindung wurde Selux jedoch mehr zum Dienstleister. Die Folge war die stetige Umsetzung von Kundenlösungen und eine Verdrängung der Marke.
In beziehungsähnlicher Partnerschaft bringt die Agentur StanHema die Marke wieder zum Vorschein. Mit der modernen Umgestaltung der Räumlichkeiten wurde von innen heraus am Image gefeilt. Automatisch brannte sich bei den Mitarbeitern ein anderes Gefühl für die Marke und das Produkt ein. Mehr Ästhetik – eine Lampe wird zur Leuchte – und Vereinfachung in jeglicher Hinsicht, vom Logo bis zur Produktpallete. Die nun sichtbare Marke war der Antrieb und der neuentstandene Anspruch an Selux.
GetYourGuide | edenspiekermann
Von einem Unternehmen mit Erfahrung springen wir beim letzten Vortrag zu einem Start-up Unternehmen namens GetYourGuide. Martin Sieber, Vice President Product bei GetYourGuide in Berlin und Zürich erklärt uns, was im Namen schon angedeutet wird. Über die Plattform www.getyourguide.com werden unterschiedlichste Touren und Erlebnisse aus aller Welt angeboten, die man direkt buchen kann. Ein Jahr und zwei Buchungen später war klar, dass noch nicht alles rund läuft. Das sah auch Christian Hanke, Creative Director von edenspiekermann, als seine Agentur zu Hilfe gerufen wurde. Eine runde Sache war der Rei- sekreislauf, den man als Fokus zur Entwicklung der Marke ausarbeitete. Der Traum von der Reise steht dabei ganz am Anfang. Die noch auf das Buchen fixierte Website wurde mit einer imposanten auf das Träumen ausgelegte Bildwelt ausgestattet. Der Guide wird zum persönlichen »Kennerfreund« und am Schluss steht das Teilen der Erlebnisse, das wiederum neue Träume auslöst und den Kreislauf von GetYourGuide schließt.
Unser Guide bei der cxi Karin Schmidt-Friedrichs vom Hermann Schmidt Verlag, bedankte sich nach dem letzten Vortrag bei den Veranstaltern, bei den Rednern und dem Publikum und schloss auch hier den Kreis der sehr gut organisierten cxi_13.